Sonntag, 31. August 2008

The next please.

Kulturimperialisten britischer Prägung müssen es gewesen sein, die dem Amerikaner die Schlange nahe gebracht haben. Miese Kulturfaschisten haben diese menschenverachtende Angelegenheit dann um den nur sprichwörtlich schlechten deutschen Service ergänzt und das Monster der Amerikanischen Kassiererin geschaffen.
Einmal in die Mühlen der "line" hineingeraten kommt man da so schnell nicht wieder raus. Geregelt durch Absperrbänder (Disneyland-Serpentinen) und klare Anweisungen ("Line starts here." "Next!") ist man dem sadistischen Fluss der Zeit gnadenlos ausgeliefert und man befindet sich in einer Sphäre ureigener Langsamkeit.
Wer je gesehen hat, wie behäbig eine amerikanische Verkäuferin Ware bewegen kann, wie schleichend man eine Scannerkasse benutzen kann, wie lange es dauern kann Ware einzutüten (selbstverständlich drei Tüten pro Stück), wie desinteressiert man am Kunden sein kann (Wozu sollte ich eine neue Kasse aufmachen wenn ich doch meinen Joghurt noch nicht fertig gegessen habe?) und wie geringschätzig die Umgebung gemustert werden kann, wird niemals wieder ein schlechtes Wort über deutsches Verkaufspersonal verlieren.

Wie die Kinder...

Zivilisation in der Wüste. IKEA in Brooklyn.

Es gibt hier Sachen, die gibts nicht - nicht zu kaufen. Seit ner guten Woche suche ich eine große Tasse (als Kornflakesschüssel) und bis gestern fand ich keinen Laden der sie verkauft. Also beschloss ich mal zu IKEA zu fahren...
Bus-Shuttle von der U-Bahn und viele Leute mit Tüten und Päckchen und meist nicht-englischer Kommunikation. Andrang als ob die Beatles noch ein letztes Mal gemeinsam auftreten würden... So empfängt New Yorks flat packed store #1 seine ahnungslosen Besucher. Und verkauft auch keine großen Tassen!
Der Ami läuft gern auch entgegen der empfohlenen Laufrichtung, hat Polizisten an der Kasse ist von den ganzen tollen Sachen ausgesprochen beeindruckt, versteht nicht wieso er die Möbel selber aufbauen soll, wieso man die gelben Tüten gegen blaue austauschen muss (und wieso man die dann bezahlen soll) und verkauft seine Hot Dogs zwar für 50 cent, dafür aber ohne Zwiebeln und Sauerkraut! Die Pflanzenabteilung fristet ein einsames Dasein (und das wo "Sparsam" für 1,50 + 1 Dollar für den Topf angeboten wird) und die Service-Schalter sind STARK belagert. Die Schlange am schwedische-Spezialitäten-Shop ist lang genug um darin den halben Nachmittag zu verbringen und im Restaurant gehts zu wie Freitag Nachmittag im ICE.
Aber sie werden es schon noch lernen...

PS: Man haut uns Europäer bei den Energiesparlampen preislich mächtig übers Ohr.
PPS: Montag ist Labour Day - also frei!

Samstag, 23. August 2008

Grasgrün.

Die USA werden immer umweltfreundlicher! Auf lange Sicht gesehen werden sie sogar die grünste Nation der ganzen Welt! Bestes Indiz: Die Population der Amish hat sich in den letzten paar Jahrzehnten massiv vergrößert. Bestehende Siedlungen wurden erweitert, neue gegründet und die "Mitgliederzahl" hat sich gar verdoppelt (Kein Wunder bei durchschnittlich 6,8 Kindern pro Familie).

Freitag, 22. August 2008

Acetositilcefuroxima

Gesundheit ist ein ziemlich großes Thema in den USA, weil Behandlung nicht wie in Deutschland jederzeit und vor allem nicht "einfach so" erfolgt. Man wird nicht blutend auf der Strasse liegen gelassen, aber man sollte sich vielleicht nicht drauf verlassen, dass der Eid des Hippokrates mächtiger ist als die Anweisung des Abteilungsbuchhalters. Deshalb ist Krankenversicherung durch den Arbeitgeber und Werbung für Krankenversicherungen auch ein Riesen-Thema (!)(die anderen wichtigen Themen in der Werbung sind übrigens "become green", "get more education" und "Was tun gegen Haarausfall?"!).

Wer in den USA zum Doktor will muss den erstmal finden. Ärzte gibt zwar an jeder Ecke, aber das Schild weist in der Regel das Tätigkeitsfeld als amerikanische Version des Lateinischen aus: Ein Augenarzt ist ein Ophtalmologist.

Für eine Mandelentzündung braucht man einen HNO-Arzt (oder irgendeine "family practice"). Im Englischen ist ein HNO im einfachsten Fall ein Throat-Nose-Ear-Doctor. Im komplizierteren Fall ist er das immer noch, hat aber vier Praxen über ganz New York verteilt von denen er jede nur einen Tag die Woche betreibt. Also hat man Zeit sich zu überlegen, ob man wirklich krank ist, ob es sich tatsächlich um was Ernstes handelt, was passiert wenn man es verschleppt und ob der bisherige Heilungsprozess (und die aktuellen Schmerzen) einen Arztbesuch (und die anfallenden Kosten für "self-pay") rechtfertigen. Wenn er das tut ist der Tag auch schon ran bei dem die Praxis in der Nähe geöffnet hat und schon steht man drin. Zusammen mit 20 russischen Mitbürgern (je nach Stadtviertel auch eine andere Nationalität). Alle reden Russisch und als Tourist ohne Termin is sowieso nich gut... Aber für Westgeld tun die auch alles und deshalb kommt man auch ohne Termin dran. Wenn man denn alle Formulare ausfüllt (Personalien, Symptome, Vorgeschichte, Allergien, Krankenversicherungen (man kann zwei eintragen), Sozialversicherungsnummer). Vielleicht täuschte mich der der Eindruck aber als sofort und bar zahlender Patient war ich besser dran als wäre ich in Deutschland privat versichert: fünf Minuten Wartezeit bei vollem Haus. Danach nahm eine nette Schwester (mit russischem Akzent!) erneut meine Symptome, meine Vorgeschichte und meine Allergien auf und Schwupps stand der Doktor vor mir. Wie Doktoren das halt so machen stellte auch dieser die notwendigen Fragen ("Wen hast du geküsst?), guckte in Hals, Nase, Ohren und lies dabei die Tür zum Wartezimmer offen (Krankheiten sind für alle da!).

Am Ende standen die Diagnose und zwei Rezepte. Gekostet hat mich das nette Gespräch $125,00.

Gesund und munter für nen guten Hunderter (in richtigem Geld). Billiger ist das in Deutschland sicher auch nicht... Nur Bargeld (oder wenigstens ne Kreditkarte) sollte man haben.

PS: Nach der Zahnarzthelferin isses nu die pharmacy intern... :)

Donnerstag, 21. August 2008

Unser kleiner Simulant und Hypochonder.

Dies ist ein Beitrag aus der Reihe: "Krankheiten live getestet".
Heute: Die Mandelentzündung.

Alkohol! Der Pitcher für $6,50. Und saufende Frauen, Musik, Stimmung, Freitag-Abend, Praktikanten und Bier-Pong (Kategorie: American Sports). Und am nächsten Morgen ein rauer Hals. Bis Sonntag war der Hals ein schmerzhafter Batzen und Schlucken die Hölle. Mandeln geschwollen, seltsames weißes Zeugs im Mund, Müdigkeit und der Unwille einen Arzt zu belästigen ("Klar, manchmal entzündet sich was, schwillt an und wird schwarz. Doch wir gehen nicht zum Arzt!"). Nun kann man sich bei manchen Krankheiten leider vorher nicht vorstellen, wie sehr sie einen stören. Der verrenkte Hals, die Blase am Hacken, oder dieser lästige kleine Ausschlag im Genitalbereich. Alles sehr unschön aber nicht primär lebensgefährlich. Und Schmerzen beim Schlucken sind so ähnlich. Man glaubt nicht wie nervig es ist, bis man es mal versucht. Interessanterweise muss man auch nachts relativ viel schlucken und so ist das mit dem Schlaf eine leicht unentspannte Angelegenheit. So war die Nacht von Sonntag auf Montag eher unschön aber ein Wochenbeginn ist sicher eine bessere Arzt-Zeit als ein Sonntagabend.

Tja, Montagmorgen (nachdem man 2 Stunden geschlafen hat) ist das mit dem Schlucken natürlich aber schon wieder besser und man freut sich, dass man das ganze hinter sich lassen wird. Pustekuchen. Zum Feierabend ringt man sich durch, ein Fieberthermometer zu kaufen (Wann hat man Fieber in Fahrenheit?) und wenn man kein Fieber hat: Abwarten oder das weiße Zeugs als Warnung nehmen und wegen ner Mandelentzündung behandeln lassen? Dienstag fingen dann die Ohren an wehzutun, während das mit dem Schlucken besser ging und die Schwellung der Mandeln zurückgegangen war: Na klasse. ne wandernde Entzündung. Also doch mal nen Arzt aufgesucht. Oder besser probiert: Der hatte Dienstag zu.

Aber Mittwoch hat es geklappt und ich danke Alexander Flemming an dieser Stelle für die Erfindung des Penicillins: eine Errungenschaft so genial wie "sliced bread" (englisches Idiom).

Montag, 18. August 2008

Anzeige.

Der wehrte Herr Kollege vom lawblog hat in seinem Fundus ein leckeres Stück Beitrag zu den Tücken des amerikanischen Gesetzes: Link.
Ging darum, dass ein Tourist eingesperrt wurde und keine Chance hatte sich zu wehren, da er eigentlich nicht in den USA sein durfte (ihm wurde die Einreise an der Grenze verwehrt), aber doch drin war (man nahm ihn mit zur Vernehmung) und ja nichtmal auf illegalem Weg (als illegaler Einwanderer hätte er wieder Rechte gehabt) eingereist war. Und dann hat er wohl noch irgendwann was von Asyl (aus Angst vor der Rückkehr nach Italien!) erzählt... (Ähnlichkeiten zum Film "Terminal" mit Tom Hanks sind sicher rein zufällig)

Und des Pudels Kern: Man sollte die Sache mit dem amerikanischen Sicherheitsinteresse (Protektionismus!) und den daraus folgenden Maßnahmen nicht vergessen. Sie spielen meistens keine Rolle und gehen im normalen Kulturschock in der Regel unter aber hier und da blitzt die amerikanische Angst vor Terror und fremder Einwanderung auf und dann kann es auch mal unangenehm werden. Der Amerikaner reagiert aufgrund eines völlig anderen Selbstverständnis (z.B. des Freiheitsbegriffs) und anderer (schlechter) Erfahrungen mit der Welt hier und da etwas anders (was allein schon gewöhnungsbedürftig sein kann) und manchmal auch härter.
Also was zum Mitschreiben: Wenn man durch den freundlichen Antiterrorspezialisten gebeten wird sich ganz langsam zu bewegen, sollte man nicht anfangen zu grinsen und zu winken.

Sonntag, 17. August 2008

Ja wo laufen sie denn?

Insbesondere in Manhattan sollte das mit der Orientierung ja eigentlich kein Problem sein. Avenues von Nord nach Süd mit von West nach Ost zunehmender Nummer und Straßen von West nach Ost mit von Süden her zunehmender Nummer. Das Prinzip ist einfach und trotzdem tückisch. Zum Beispiel wegen der "Ausnahmen". Ganz offensichtliche Ausreißer sind zum Beispiel der Broadway oder die völlig unbekannte Saint Nicholas Ave nördlich des Central Parks. Schief und krumm die beiden...
Dann is da noch die "Avenue of the Americas". Eigentlich ist sie die 6 ave, nur steht das in dem Moment in dem man das gerne wissen wollen würde (weil man nicht weiß wo man aus der U-Bahn gestiegen ist) natürlich nirgendwo.
Die Park Avenue liegt nicht am Park und die 1st ave auch nicht am East River. Wär ja dann auch doch zu einfach mit dem schön geordneten Stadtplan gewesen. Dafür gibts östlich von der first aber AV A, AV B, AV C,.. und die New York Ave.

Straßen tragen westlich der 5th ave (die den Central Park östlich begrenzt) das kürzel "W" und östlich das Kürzel "E" (z.B. E 21). Damit is dann grob klar auf welcher Seite von Manhattan man sich gerade verlaufen hat.

Tückisch und aus eigener Erfahrung nie zu unterschätzen ist die pure Größe von Manhattan (und von Rest-New-York). Wer von der 4 ave zur first ave will sollte bedenken, das Manhattan etwa 4 Kilometer breit ist . Wer sich also 3 mal am Tag verläuft (oder glaubt er könne das mal eben alles erlaufen) hat zwar einiges von der Stadt gesehen aber das normale Touristenpensum an zumutbarer Wegstrecke schon deutlich strapaziert (Der Abstand 4. zu 1. ave sind etwa 900m). Darum merke: Die U-Bahn ist dein Freund.

Süd-Manhattan (und die Lower West-Side) ist übrigens die Ausnahme von allem: Straßen kreuz und quer und alle mit richtigen Namen. Die Gegend ist zwar nett aber wer drei mal an der Wall Street vorbeigelaufen ist braucht abends auch neue Füße.

Zur Benutzung der U-Bahn im Zusammenhang mit dem Erlaufen der Stadt noch etwas: Man sollte sich vorher informieren was die dem Ziel NÄCHSTgelegene U-Bahn-Station ist und diese auch anfahren. Die zweitbeste Station ist nie so nah, wie man das vorher geglaubt hat... (man sollte hierbei auch lieber einem richtigen Stadtplan als der subway-map vertrauen).

Ach und noch was: Der Abstand zwischen zwei Avenues ist deutlich größer als zwischen zwei Straßen. Und Queens ist noch viel größer und außerdem verlaufen Straßen und Avenues nicht streng an den Himmelsrichtungen ausgerichtet.

Wer sich trotz dieser Hinweise nicht zurechtfindet sei dringenst auf folgendes Internetprojekt hingewiesen: Neu-York.

Mittwoch, 13. August 2008

Wettbewerb

Im Rahmen eines kleinen Wettbewerbs (der LH für Mitarbeiter, insb. Piloten) wird der Name der unter Rätselbild abgebildeten europäischen Hauptstadt gesucht. Vielleicht lohnt sich das mitmachen...

Naturtalent müsste man sein...

denn allein durch Training kann es Michael Phelps nicht zu seinen Goldmedaillen geschafft haben. Denn fürs Training hätte er eine Schwimmhalle gebraucht und sowas ist hier ne komplizierte Angelegenheit. Mal eben kommen, nen bissl schwimmen und wieder gehen is nich. Mitgliedschaft (!) ab 12 Monate für 170 Dollar (der Preis is fair). Badekappenpflicht und man muss sein eigenes Vorhängeschloss mitbringen (es wird Wert auf hochwertige Schlösser ohne Schlüssel gelegt). Wie es in der Halle aussieht kann ich nicht sagen, weil gucken is nich. Nicht wegen der Touristen-Regel sondern weil der Ami sich spärlich bekleidet ja nicht gerne angucken lässt. Von außen sah die Halle aber schick aus. Und sie liegt höchstens nen Kilometer weg.

Der Park - wie ich ihn fälschlicherweise bezeichnet habe - östlich meiner Heimstadt ist keiner. Er ist eine gigantische Ansammlung von Rasen auf dem Fussball gespielt wird. Aberdutzende von Feldern mit lauter Menschen die echten Fussball spielen. Bestimmt würden die auch schwimmen, wenn es denn so einfach wäre...

Dienstag, 12. August 2008

Politisch richtig wäre es korrekt.

Sofern man sich in den USA im berufsnahen Umfeld bewegt (Arbeiten sollte man aus Visa-Gründen lieber nicht sagen) muss man sich mit den amerikanischen Gepflogenheiten ein wenig vertraut machen.
Das heisst, dass man beispielsweise einen Test zur sexuellen Belästigung und zur Antidiskriminierung machen muss. Der Amerikaner geht dabei in der Beurteilung vom "vernünftigen Menschen" und von dem möglichen Vorhandensein einer Behinderung aus. Wer als vernünftiger Mensch nach Schwere und Dauer belästigt, ist dran (Vielleicht schüttelt sich deshalb hier niemand die Hand) und wenn die Möglichkeit besteht, dass ein Job-Bewerber behindert ist (weil eine Einstellungsuntersuchung ein potentielles Problem erkannt haben könnte) muss der Bewerber behandelt werden als hätte er das Problem. Man weiß ja nie und sicher is sicher und was is wenn doch. Und überhaupt. Um Himmels willen niemandem auf die Füße treten!

Die Tochter meiner Mitbewohnerin wirft mir ständig frauenfeindliche Witze vor! Und ich hab einmal nen asiatischen Akzent imitiert (um zu erklären was nen Dönermann ist) und schwupps kam die Rassismuskarte ("Rasse" wird hier wohl auch anders bzw. überhaupt gebraucht). Und dabei hab ich beide Tests mit über 80% bestanden! Ungeheuerlich...

Im Büro ist es in den letzten Tagen so gut klimatisiert, dass ich mir letztens nen Pulli angezogen habe. Vielleicht hätt ich mal rausgehen sollen: da sind etwa 30°C. Und ich habe auch Geschichten von Heizlüftern im Sommer gehört...

New York ist ein Vielvölkerstaat und sowas funktioniert nur mit festen Regeln und ungeheuer disziplinierter Toleranz Ignoranz. Wer guckt, sich bewegt oder agiert ist ein Tourist. Man guckt nicht wenn ein Auto hupt, man guckt nicht in der U-Bahn umher, man reagiert auf Nichts! Auf gar NICHTS!

Auch nicht auf den für mich prägendsten Geruch New Yorks: Abfall. Man riecht ihn nicht ständig aber hier und dort schon und er ist charakteristisch. Ein wenig Fisch, ein wenig Biomüll und alles leicht süßlich nach Ente süß-sauer. So roch es in Flushing, so roch es heute morgen als dutzende Müllautos seelenruhig aber lautstark tausende von Plastikbeuteln vom Straßenrand sammelten.

Eben fuhr die allabendliche Polizeiparade vorm Fenster vorbei: 10 Polizeiautos mit BlauRotlicht. Keiner weiß wieso die das machen aber man sieht sowas gelegentlich. Aber wehe man guckt...

Da ich morgen abend saufen werde gehts heute zeitig ins Bett: ins twin-size bed. Den Namen hat es daher, das zwei twin-size Betten etwa ein ganzes ergeben würden. Es ist nen ganz normales Bett... ein halber Zwilling also.
Apropos Zwilling (Yehaa. Überleitung). An jedem New Yorker Haus findet sich eine siamese twin connection. Das ist ein Anschluss für Feuerwehrschläuche durch den Wasser nach oben und meistens in die Sprinkleranlage gepumpt wird. Wer sich also wundert wieso sein Sprinkler ihn gerade nicht löscht oder wer selber ein Haus löschen möchte: unten Wasser reintun.
Und Apropos Feuerwehr: In Deutschland sitzt der Feuerwehrmann mit tausenden Kollegen und Millionen von Fahrzeugen in der zentralen Wache und wartet. In New York sitzt er in einer ehrenvollen, kleinen Wache mit nur einem Löschfahrzeug irgendwo in seinem Viertel und wartet. Man rückt alleine aus und falls es nen richtiges Feuer ist trifft man sich erst am Brandherd zum BBQ.
Und jetzt gehnse weiter und hörn se auf zu glotzen! Gucken is nich, Sie Tourist Sie!

Donnerstag, 7. August 2008

Meet the 40 Jackson Twins

Vor etwa einer Woche bin ich aus meinem gemütlichen Hostel im Norden New Yorks (Einflugschneise vom La Guardia Airport) ins idylische Forest Hills gezogen. Forest Hills ist etwa 2 Quadratmeilen groß und erstreckt sich westlich des Grand Central Parkways bis etwa zum Queens Boulevard in Höhe des Meadow und des Willow Lakes.
Die Gegend weist einen gehobenen Standard auf und ist friedlich und lieb wie ein schlafendes Kind in der Wiege. Es gibt Bäume, breite sehr breite Straßen, ein paar gepflegte Wohnblocks aus rotem Backstein und die üblichen amerikanischen Einfamilienhäuser auf. Die Bewohner sind eine Mischung aus Osteuropäern, Mittelklasseamerikanern und den größeren anderen Ethnien. Also ne ganz brauchbare Gegend wenn man frisch aus dem alten Europa gekommen ist und sich das hier mal anschauen möchte.

Bevor ich umziehen konnte musste ich erstmal einreisen. Und dazu gibts jetzt nen Nachtrag: Während des Fluges muss man ein paar Zettel ausfüllen. Das sollte man gewissenhaft machen und sich nicht verschreiben...
Wenn man sich nämlich verschreibt muss man sich nach Verlassen des Flugzeugs das passende Formular in einem Riesen-Formularstapel (alle möglichen Sprachen und Reisezwecke) am Flughafen suchen und ausfüllen während sich die Leute aus dem eigenen Flugzeug schonmal in die Schlange vor dem Grenzpolizisten einreihen (in der man dann folglich ganz hinten steht. Lange... ohne Klo!).
Während man wartet fühlt man sich ein bißchen an Disneyland erinnert und hofft, auch bald in das große Karussel zu dürfen. Während des Wartens kann man mit den anderen Schlange-Stehenden Witze über die Formulare, Franzosen ("European? At least you're not French.") und die Schlange machen oder den ersten echten Amerikanern (andere Schlange, schnellere Abfertigung) zugucken.
Und dann kommt der böse Mann der das letzte Wort bei der Einreise hat. Er stellt ein paar Fragen ("Wo ist dein Koffer? Was machst du bei Lufthansa? Was hast du studiert? Oh. hab ich auch mal... War mir dann aber nix und ich bin Grenzpolizist geworden. Der Nächste!") und dann ist man drin.
Sehr ernüchternd, da kein Mickey Mouse auf einen wartet um einem zuzuwinken. Dann geht man zum lost baggage Schalter und wimmelt die ersten (halb-legalen) Taxifahrer ab und versucht es mit dem Nahverkehr. Der Nahverkehr ist unauffindbar (auch mit der kostenlosen Subway-Map die man sich unbedingt dort holen sollte). Das einfachste, schnellste und bequemste ist es den Air Train in Richtung Jamaica zu nehmen (fährt alle paar Minuten, Fahrpreis wird nach dem Aussteigen bezahlt - oder auch nicht: "Today's free! Just go through! It's free!"). Danach der Wechsel in die U-Bahn E- oder F-train Richtung Brooklyn / Manhattan und schon hat man seine ersten prägenden Erfahrungen.

Meine Wohnung habe ich über eine nicht so tolle Variante von www.wg-gesucht.de gefunden (www.craigslist.org) und sie war die einzige die ich mir überhaupt angeguckt habe (Ich habs aber bei Mehreren probiert! Ehrlich. Diesmal wirklich..). Wohnungssuche findet in den USA nicht genauso statt wie in Deutschland. Die Anzeigen sind inhaltlich sehr überschaubar ("Room to rent. 4 walls, bed, Queens. Call John 123-456-0815") und sind wegen der größeren Menge an Angeboten in der Regel nach einem Tag nicht mehr wiederzufinden. Wenn man also etwas findet sollte man schnell handeln. Genauso sieht dann auch die Besichtigung aus. Es wird nicht wie in Deutschland lange miteinander geflirtet und sich angerufen, E-Mails geschrieben und verhandelt... Es wird gekauft wie gesehen. Die Miete wird in der Regel bar und im Voraus bezahlt wobei eine Monatsmiete als Sicherheit vorher mitgebracht werden muss. Der Einzug erfordert also einiges an Bargeld.

Amerikanische Geldautomaten (ATM) spucken nahezu ausschließlich 20er aus. Man hat also dutzende Scheine mit dem Bild eines toten Präsidenten in der Tasche.
Mein Zimmer hat so etwa 10 m², Parkett, einen Wandschrank, ein Twin-Size-bed, Schreibtisch, es gibt einen Geschirrspüler, Klimaanlage (Natürlich! Wohnungen ohne sind in den USA nahezu unvermietbar), im Keller gibt es einen zum Haus gehörigen Waschsalon, es gibt einen 24h-Portier, eine Wache, Fahrstühle, einen Basketballplatz hinter dem Haus, irgendwo wohl auch einen Pool,... und alles für die 40 Jackson-Twins (pro Monat).
Vor dem Haus liegt zugegebenermaßen auf der einen Seite ein Highway (exzellente Verkehrsanbindung). Aber auf der anderen ein von Bäumen umsäumter Spielplatz (man spielt unter anderem ununterbrochen Cricket, Tennis, Basketball,..) und ein paar Meter weiter beginnt ein riesiger Park (mit großem See!).

Der Park dürfte dem geneigten Cineasten zumindest teilweise bekannt vorkommen, denn die beiden "UFOs" aus Men in Black (die mit der die Kakerlake abhauen will) stehen dort.

So wohne ich.
Und ich wohne
Max Mittag
61-20 Grand Central Parkway
Forest Hills, NY 11375
apt. B508
New York, USA


Ich teile die Wohnung mit einer werktätigen Frau und momentan ihrer College-Sommerferien habenden Tochter. Beide entspannt und "easygoing" und in zwei Wochen lacht die Tochter nicht mehr darüber wenn ich ihr erzähle, dass wir in Europa noch kleinere Autos als den VW Beetle haben! Und dann findet sie es auch nicht mehr seltsam Fahrrad zu fahren oder die Klimaanlage auszuschalten.

Die Gegend ist wie gesagt kulturell gemischt mit einem Hauch Osteuropa (Niemand kommt hier auf die Idee Schilder über Läden in Englisch zu verfassen). Osteuropa ist super, denn es versorgt einem mit etwas ungemein wichtigem: Essen!
Es gibt hier gelegentlich richtigen Käse, ab und zu auch mal echte Wurst ("Liverwurst") und (God save America) auch Radeberger ($1.20; englisches Etikett). Lebensmittel kosten in New York überraschenderweise einiges mehr als in Deutschland. Die preiswerte Restaurantalternative Supermarkt fällt für den geneigten Sparstrumpftouristen weg. Dafür sind andere Sachen billiger...

Mein Funkwecker funktioniert hier nicht. Wer also hoffte, dass seine Funkuhr ihm schon im Flugzeug verrät was die Stunde geschlagen, dürfte während seines Aufenthalts hier das Problem haben immer die Zeit umrechnen zu müssen.

Bis zur U-Bahn ist es leider eine Weile, aber ich habe jetzt ein Fahrrad. Der Verkehr in den USA ist etwas Besonderes, weshalb ich ihm in der nächsten Woche ein special widmen werde. Und so gebe ich zurück in die angeschlossenen Funkhäuser.

Montag, 4. August 2008

The Eagle has landet

Hach wie schnell gerät man in Rückstand.. und dabei hätte es so viel zu erzählen gegeben. Geschichten voller seltsamer Menschen, Leid und Elend, ein paar Wunder hier und da, Hungersnöte, Plagen und natürlich Erlösung. Doch sehet selbst:

Da ich der letzte war, der das Flugzeug nach New York betrat, war mein Gepäck nicht mit an Board. Ich stand also auf einem völlig fremden Kontinent gegen 16:00 Uhr ohne Ausstattung rum. Da ich noch keine gültige Adresse hatte habe ich das Gepäck zu meiner Arbeitsstelle liefern lassen und damit dafür gesorgt, dass ich bis zum Arbeitsbeginn keine Wechselklamotten hatte (ausgenommen eine Jeans, ein T-Shirt und ein Satz "Sonstiges"). Lufthansa spendiert dem betroffenen Kunden in dem Fall ein Täschchen mit einem T-Shirt und ein paar Hygienesachen. Nett aber für drei Tage unzureichend.
Insbesondere, da das Wetter in New York zur Zeit bei 30°C, einer Luftfeuchte um die 80% und brutalem Sonnenschein stagniert (New York liegt auf dem selben Breitengrad wie der Vesuv) ist man bei der geringsten Bewegung etwas geschwitzt...
Kein Gepäck zu haben kann aber auch Vorteile haben: meine erste Unterkunft lag auf dem Northern Boulevard. Eine Straße die etwa 10 Meilen lang ist... und ich war am Anfang auf der falschen Seite und probierte mein Ziel zu Fuss zu erreichen. Kein sehr glückliches Unterfangen... Mit Hilfe einiger Ortskundiger und einem U-Bahn-Ticket (Single Ride für $2; Air Train vom Flughafen zur U-Bahn normalerweise $5) waren es dann vielleicht noch zwei Meilen zum Ziel: dem YMCA in Flushing

Young man, there's no need to feel down.
I said, young man, pick yourself off the ground.
I said, young man, 'cause you're in a new town
There's no need to be unhappy. - Village People


Das YMCA bot in meinem Fall ein Zimmer für mich allein, ein Frühstück, Klo aufm Flur und eine recht kompliziert zu bedienende Dusche. Ist ein Anfang... aber noch kein leichter.

Überzeugende Sauberkeit ist eine sehr sehr deutsche Angelegenheit. Klo aufm Flur ist OK, das Frühstück hier in etwa Britisch - nur schlechter. Und die Duschen seltsam:
Man hat nur einen Hebel der sich lediglich drehen lässt. Er lässt sich nicht kippen oder ziehen oder drückern oder sonstawas, nur drehen. Und wenn man dreht, kommt Wasser... Es hat drei Tage gedauert bis ich das Geheimnis kannte: je nach Winkel verändert sich die Temperatur. Die Wassermenge ist stets fixiert. Interessanter Ansatz (ich hab mich einmal verbrannt und wäre mehrere Male beinahe an Unterkühlung gestorben um das herauszufinden).
Der Amerikaner hat etwas gegen Aussicht. Er blockiert seine Fenster gerne mit kleinen Kästen die er ununterbrochen unter gewaltigem Getöse laufen lässt. Dadurch wird der Raum zwar kälter aber die Luft nicht besser. Und deshalb hat man in einem YMCA stinkende aber Kalte und vor Lärm bebende Luft.

New York ist ein Symbol für die amerikanische Einwanderungskultur. In Elmhurst Hispanos, in Nord-Jamaica Inder, in Nassau lauter Schwarze und in Flushing lauter Koreaner. Die machen nicht nur ein sehr uneuropäisches Frühstück sondern sind geschmacklich auch sonst gewöhnungsbedürftig. Für jemanden der gerade erst aus der Business Class gehüpft ist, ist stinkender Fisch (und andere matschige Wasserlebewesen) kein guter Start... Im Supermarkt an der Ecke gibts auch alles außer Wurst, Käse und Brot (aber das gibts auch woanders nur schwer). Die Rettung eines jeden Einsteigers (McDonalds) ist auch eine Falle, denn den US-Bürger mit Migrationshintergrund versteht man am Anfang nur schwer. Sehr schwer... Und die Standard-Fragen kommen hier "anders". Und dann diese Sache mit dem Trinkgeld ("Tipping"). Alles nicht halb so leicht wie es im Film aussieht...

Wohnungssuche verläuft völlig anders, Verkehr ist völlig anders, die Menschen sind also sowas von anders und Arbeiten funktioniert hier wohl auch völlig anders. Aber zu allem wird es in den nächsten Tagen einige "Specials" geben.
Außerdem gibts seit diesem Beitrag eine Bildergalerie, die ich kontinuierlich erweitern werde: New York Photos.

Beenden möchte ich diesen Beitrag aber mit dem legendären John Travolta: "It's the little differences. I mean they got the same shit over there that they got here, but it's just, just there it's a little different."
Der Mann hatte nicht unrecht... aber so richtig dicht dran ist er nach 3 Tagen Auslandserfahrung auch nicht.