Montag, 4. August 2008

The Eagle has landet

Hach wie schnell gerät man in Rückstand.. und dabei hätte es so viel zu erzählen gegeben. Geschichten voller seltsamer Menschen, Leid und Elend, ein paar Wunder hier und da, Hungersnöte, Plagen und natürlich Erlösung. Doch sehet selbst:

Da ich der letzte war, der das Flugzeug nach New York betrat, war mein Gepäck nicht mit an Board. Ich stand also auf einem völlig fremden Kontinent gegen 16:00 Uhr ohne Ausstattung rum. Da ich noch keine gültige Adresse hatte habe ich das Gepäck zu meiner Arbeitsstelle liefern lassen und damit dafür gesorgt, dass ich bis zum Arbeitsbeginn keine Wechselklamotten hatte (ausgenommen eine Jeans, ein T-Shirt und ein Satz "Sonstiges"). Lufthansa spendiert dem betroffenen Kunden in dem Fall ein Täschchen mit einem T-Shirt und ein paar Hygienesachen. Nett aber für drei Tage unzureichend.
Insbesondere, da das Wetter in New York zur Zeit bei 30°C, einer Luftfeuchte um die 80% und brutalem Sonnenschein stagniert (New York liegt auf dem selben Breitengrad wie der Vesuv) ist man bei der geringsten Bewegung etwas geschwitzt...
Kein Gepäck zu haben kann aber auch Vorteile haben: meine erste Unterkunft lag auf dem Northern Boulevard. Eine Straße die etwa 10 Meilen lang ist... und ich war am Anfang auf der falschen Seite und probierte mein Ziel zu Fuss zu erreichen. Kein sehr glückliches Unterfangen... Mit Hilfe einiger Ortskundiger und einem U-Bahn-Ticket (Single Ride für $2; Air Train vom Flughafen zur U-Bahn normalerweise $5) waren es dann vielleicht noch zwei Meilen zum Ziel: dem YMCA in Flushing

Young man, there's no need to feel down.
I said, young man, pick yourself off the ground.
I said, young man, 'cause you're in a new town
There's no need to be unhappy. - Village People


Das YMCA bot in meinem Fall ein Zimmer für mich allein, ein Frühstück, Klo aufm Flur und eine recht kompliziert zu bedienende Dusche. Ist ein Anfang... aber noch kein leichter.

Überzeugende Sauberkeit ist eine sehr sehr deutsche Angelegenheit. Klo aufm Flur ist OK, das Frühstück hier in etwa Britisch - nur schlechter. Und die Duschen seltsam:
Man hat nur einen Hebel der sich lediglich drehen lässt. Er lässt sich nicht kippen oder ziehen oder drückern oder sonstawas, nur drehen. Und wenn man dreht, kommt Wasser... Es hat drei Tage gedauert bis ich das Geheimnis kannte: je nach Winkel verändert sich die Temperatur. Die Wassermenge ist stets fixiert. Interessanter Ansatz (ich hab mich einmal verbrannt und wäre mehrere Male beinahe an Unterkühlung gestorben um das herauszufinden).
Der Amerikaner hat etwas gegen Aussicht. Er blockiert seine Fenster gerne mit kleinen Kästen die er ununterbrochen unter gewaltigem Getöse laufen lässt. Dadurch wird der Raum zwar kälter aber die Luft nicht besser. Und deshalb hat man in einem YMCA stinkende aber Kalte und vor Lärm bebende Luft.

New York ist ein Symbol für die amerikanische Einwanderungskultur. In Elmhurst Hispanos, in Nord-Jamaica Inder, in Nassau lauter Schwarze und in Flushing lauter Koreaner. Die machen nicht nur ein sehr uneuropäisches Frühstück sondern sind geschmacklich auch sonst gewöhnungsbedürftig. Für jemanden der gerade erst aus der Business Class gehüpft ist, ist stinkender Fisch (und andere matschige Wasserlebewesen) kein guter Start... Im Supermarkt an der Ecke gibts auch alles außer Wurst, Käse und Brot (aber das gibts auch woanders nur schwer). Die Rettung eines jeden Einsteigers (McDonalds) ist auch eine Falle, denn den US-Bürger mit Migrationshintergrund versteht man am Anfang nur schwer. Sehr schwer... Und die Standard-Fragen kommen hier "anders". Und dann diese Sache mit dem Trinkgeld ("Tipping"). Alles nicht halb so leicht wie es im Film aussieht...

Wohnungssuche verläuft völlig anders, Verkehr ist völlig anders, die Menschen sind also sowas von anders und Arbeiten funktioniert hier wohl auch völlig anders. Aber zu allem wird es in den nächsten Tagen einige "Specials" geben.
Außerdem gibts seit diesem Beitrag eine Bildergalerie, die ich kontinuierlich erweitern werde: New York Photos.

Beenden möchte ich diesen Beitrag aber mit dem legendären John Travolta: "It's the little differences. I mean they got the same shit over there that they got here, but it's just, just there it's a little different."
Der Mann hatte nicht unrecht... aber so richtig dicht dran ist er nach 3 Tagen Auslandserfahrung auch nicht.

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Unknown hat gesagt…

wäre alles auch nur ein bisschen weniger "anders" da drüben und hätte man es dir von anfang an leicht gemacht (siehe "Landen ohne Gepäck"), dann hätten wir hier nicht so unterhaltsames zu lesen :)

....ich warte gespannt auf arbeitsberichte!!

P.S.: die bilder sind schonmal vielversprechend! mehr!

Anonym hat gesagt…

Warum gibt es keine Fortsetzung der unterhaltsamen Reiseberichte? Heute ist schon Mittwoch und die letzte Eintragung ist von Montag. Wenn ich schon keine persönliche Mail bekomme, möchte ich wenigstens an den allgemeinen Informationen für all deine Freunde teilhaben. Also bis bald!