Mittwoch, 30. Juli 2008

Lufthansa. There's no better way to fly

Gleich nach der Ankunft in Frankfurt fuhren sechs Feuerwehren mit Blaulicht am Terminal vorbei. Irgendwo muss einer geraucht haben...
Aber nix passiert, bis auf:

13:10 sollte MEIN Flieger gehen. 13:05 hatte ich noch kein Ticket und es hieß "Maschine ist fast voll. Zwei fehlen noch und wir haben eben ausgerufen." Zwei Minuten später tauchte auch einer auf. Und dann noch einer. Und dann wurde klar, dass doch noch ein Platz frei ist. Um es mit den Worten Homer Simpson's zu sagen "Wir sind wieder im Geschäft! U! S! A!"
Dummerweise lag der Platz in der Business Class. Und so fliege ich in diesem Moment etwa auf der Höhe von Grönland über den Atlantik und freue mich über einen Kaffee, Pralinen, Beinfreiheit und Laptop-Strom. Upgrades sind toll. Ich sitze kurz vor dem Flügel und der Lunch ist eben beendet worden. Einziger Kritikpunkt: Der Service kommt zu oft vorbei. So viel kann ich gar nicht trinken und essen wie man mir anbietet.

Draußen waren -42°C, wir fliegen in 10970 m bei 950 km/h und 50 km nördlich von Belfast wurde die Vorspeise serviert. Ich hatte die Wahl zwischen Geflügelrolle mit Tomaten-Couscous oder Lachstatar mit Pimentomus. Dazu wurde ein Frischer Blattsalat mit Kräuterdressing serviert. Die Geflügelrolle war ausgezeichnet. Der Salat und vor allem das beigelegte Brötchen exzellent. Getränke gibts im Glas und der Tisch wurde mit einer Tischdecke versehen. Nimm dies, Touristenbomber!

Das Hauptgericht (Würzige Pulardenbrust mit Zuckerschoten und Langkornreis; Garnelen mag ich nicht und Makkaroni sind nur was für Micha) sah schlicht aus war aber erwartungsgemäß toll. Ein samtweicher Reis, buttrige und süße Bohnenschoten, ein zartes Hühnchen und eine leicht scharfe Sauce. Schon der Hinflug macht mir mein Gelöbnis schwierig nicht zuzunehmen.

Nach der Schlemmerei der vorherigen Gänge brauchte ich eine Pause und entschied mich für den Obstsalat. Mit Blaubeeren. Doch der Service ist gemein: Zum Kaffee gab es Pralinés. Die Lufthansa weiß schon, wie sie die Leute ruhigstellt... Langsam fürchte ich mich vor dem kurzen Snack der noch vor der Landung serviert werden soll: Hähnchenbrust mit Thymian, Ozro-Nudelsalat oder chinesische Köstlichkeiten, Papaya mit Currydressing und asiatischem Gemüsesalat und abschließend Kokos-Tapioka Cremesüppchen mit Litschi.

Bedauerlicherweise flogen wir zum Hauptgang in eine Zone "lokaler Turbulenzen" was das Zielen mit dem Messer erschwerte und es ist auch ausgesprochen voll über dem Atlantik (wir überholten in recht geringer Distanz zwei weitere Flugzeuge. Die Looser...)

Kurz vor dem Start hatte ich Bedenken: Während man auf irgendeinem seeehr breiten Weg rollt sieht ein landendes Flugzeug immer so aus, als ob es auf DEINEM Weg landen wollte... Es landete dann 50m neben uns aber optisch war das interessant. Fast so als ob man sich bei der Einfahrt eines Zuges direkt neben die Bahngleise stellt und dem Zug zuguckt.

Problematisch ist an der Business Class folgendes: man bekommt lauter Zeugs in die Hand gedrückt. Eine Decke, ein Beutel mit lauter Zeugs, Cashew-Nüsse, Pralinen,... Wenn ich nur wüsste was ich davon behalten darf.

Das Bordprogramm zeigt übrigens sogar einiges Sehenswertes: Dr. House, 21 oder die Welle. So lässt sichs aushalten...

Eben wurden Formulare ausgehändigt. Die Bürokratie macht auch über den Wolken keinen Halt. Grenzenlose Freiheit muss es NOCH weiter oben geben.
Apropos Wolken: Die Welt ist weiß. Bis auf kleinste Löcher in dem Samtteppich sieht man gar nichts. Die komplette nördliche Hemisphäre ist bewölkt.
Während des Fluges biegen sich die Flügelspitzen erschütternd weit nach oben. Und so ein Triebwerk wackelt ganz schön hin und her.

So. Nun ist mal wieder Schluss, hier wird das Licht ausgemacht, damit die Leute ihr Sitze in eine LIEGENDE Position bringen können, sich die Lufthansa-Socken überstreifen können, sich die Augenmaske aufsetzen können und vor dem Snack etwas schlafen können.

Nach Homer Simpson vorhin jetzt zu Uli Wickert: "Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Schlaf und eine geruhsame Nacht."

Zero Hour

Zero Hour 6 am. Weckerwecken, duschen, Stullen schmieren, Handgepäck stopfen, Koffer schnappen (21.5 kg) Schlüssel abgeben. Abmarsch.

Leipzig-Halle International: Check-in in 20 Sekunden, winziges Flugzeug, Start öde, Landung easy und ein sanftes 'Rumms' beim Aufschlag. Busfahren ist spannender..
Ankunft in Frankfurt und natürlich am letzten Gate. Gepäckausgabe tausende Rollbänder weg. Also hin zum Gepäckband und warten. Aber Informationen sind wertvoll. Man sollte den Kunden nicht damit belasten: Gepäck nach New York wird automatisch in die richtige Maschine gestopft. Aus der Gepäckausgabe kommt man nicht wieder zurück. Also raus aus dem Sicherheitsbereich und woanders wieder rein. Diesmal mit anständiger Durchleuchtung (Gürtelschnallen reichen aus um zu piepsen). Wieso werden keine anständigen Auslaufflächen nach der Kontrolle miteingeplant wo man sich die Hose wieder hochziehen kann?

Habe im Zug zum Flughafen schon meinen ersten Ami getroffen. Er wollte auch nach Frankfurt. Überhaupt scheint Frankfurt fest in englischsprechender Hand zu sein.
Ich hab mir 747er größer vorgestellt. Die Lufthansa verteilt Zeitungen am Flughafen. Gute Sache. Und im LH-Shop gibts Mitarbeiterrabatt (und man kann EUR 2,40 mit Karte bezahlen). Dafür ist es eine Frechheit für WLAN Geld zu verlangen und keine Steckdosen im Wartebereich zu haben.

Sucht zufällig jemand nen Zimmer in Leipzig?
Und weiß einer wo meine Krawattennadel ist? Die ist auch beim Umzug nicht aufgetaucht und mich macht das wahnsinnig.

Versteht jemand das ÖPNV-System von New York? Wer Interesse an nem Puzzle hat kann ja mal versuchen vom JFK zur 40th ave und 31th st zu gelangen. Für die richtigen Kniffler ohne über die Bronx oder die Grand Central Station zu fahren. Bonuspunkte gibts für die Angabe des korrekten Fahrpreises. (kleiner Tipp: Die Homepage des NYC ÖPNV ist www.mta.info)

Es ist übrigens ratsam für den Flughafen doch noch ein paar Euro bereitzuhalten... Dann kann man wenigstens gegen die Langeweile shoppen gehen.

EDIT: Nachtrag. Ich glaube ich weiß jetzt wo meine Krawattennadel ist. 6000 km entfertnt in einer leuchtend orangenen Tüte. Vielleicht... in 6 Monaten weiß ichs.

Samstag, 19. Juli 2008

Ich bin ein Visagist

Habe heute noch nix vernünftiges gemacht aber der Tag hat sich dennoch gelohnt: Mein Visum ist da. Es ist bunt und es steht ganz groß "United States of America" drauf. Außerdem hat man es nicht etwa auf die erste freie Seite des Passes geklebt sondern in die Mitte. Und als Verfallsdatum ist der 27.1.09 aufgedruckt... Mein Arbeitsvertrag geht bis zum 28.1.09. So richtig clever find ich die Gesamtgestaltung daher nicht.

Die nette Citibank hat mir meine Schecks zugeschickt. 12 lose Blätter und auf allen steht "Euro" drauf. Auch keine Glanzleistung... aber denen kann ich live in die Filiale kotzen (im Gegensatz zur US-Botschaft). Ha!

Why we fight

Der handelsübliche Laie mag als Grund für meinen kleinen Ausflug in die ferne USA meine Karriere vermuten. Der Laie der mich kennt nennt womöglich meine Faulheit und meinen Horror vor der Diplomarbeit als Grund. Der sensible Laie spricht vielleicht von Vergangenheitsbewältigung und antidepressiver Reisetherapie. Der sendungsbewusste Laie meint meinen missionarischen Eifer und meinen Wunsch der Neuen Welt die Zivilisation näher zu bringen als Motivation erkannt zu haben.
Doch das ist natürlich alles Unsinn.
Es geht ums Tanzen! Nachdem ich gestern massivst auf Disko war habe ich eine Rechtfertigung für meinen Weggang: Eine kasachische Austauschstudentin tanzte mir was vor. Mir! Hier! Kasachstan!
New York - Stadt der tänzerischen Unschuld - erwarte mein Kommen.

Donnerstag, 17. Juli 2008

Klassenfahrt zur Botschaft

Die Abteilung der US-Botschaft die sich mit Visa-Fragen beschäftigt, liegt am malerischen Arsch von Berlin (dicht hinter der freien Uni, riesige philologische Fakultät mit lauter alten Studenten) in der Clay-Allee (Clay war Sektorkommandant und gab den Befehl zur Gründung der Bundesrepublik). Gesichert von allerlei Polizei, privatem Wachschutz und den üblichen Marines ist man sehr um das Wohl aller besorgt. Insbesondere die Gefahren des Elektro-Smogs werden ernst genommen: Handys, MP3-Player oder sonstige Gerätschaften dürfen nicht mit rein. Auch möchte man den Rücken schonen und fordert deshalb: "Taschen müssen draußen bleiben." Stress und Gedränge sind ebenfalls nicht gut, weshalb nur in fünfer-Gruppen die erste Schleuse passiert werden darf. Passieren heisst sich aller metallischen Dinge zu entledigen inkl. Gürtel. Aber wer nackt auf fremdem Boden steht braucht sich nicht zu fürchten, denn auch an die Gefahren des Sonnenbrands wurde gedacht und richtig dicke Scheiben benutzt. Kein böser UV-Strahl dringt hindurch.

Vielen Dank, USA.

Wie im richtigen Leben heissts auch bei der Botschaft: Wenn man erstmal drin ist, kann der angenehme Teil beginnen. 50 junge Menschen im Alter von 16 bis 25 warten mit VIELEN Formularen vor unzähligen Schaltern auf Bearbeitung. Eine Stimmung wie bei der Bettwäscheausgabe bei der Klassenfahrt und Gespräche á la "Wann gehts bei dir los und wo fliegste für wie lange hin?" überall und entspanntes warten im unklimatisierten Raum (wegen der Gefahr der Erkältung. Sicher ist sicher).

Wer seine Papiere nicht vollständig hat oder in der falschen Reihenfolge präsentiert hat ein Problem. Die Dame an Schalter 1 ist zwar hilfsbereit aber vermutlich frisst sie gegen Ende ihrer Schicht so manchen Antragssteller. Erschütternd, wie viele es nicht hinbekommen in einer halben Stunde Wartezeit 5 Dokumente richtig zu ordnen (geschweige denn sie vorher anständig zuhause auszufüllen). Nix mit dem Klischee des ordentlichen Deutschen...

Schalter 2 ist einfach: Papiere und Pass abgeben, sich das erste mal anschauen, dass jemand die Formulare auch wirklich liest und nach einer Minute mit einem Zettel und einer Nummer erneut wartend Platz nehmen.
Schalter 3 ist noch einfacher: Fingerabdrücke nehmen. Alle zehn.

Und nun das große Finale. Schalter 4: Das persönliche Visums-Gespräch! Man wird innerhalb von anderthalb Minuten intensiv durchleuchtet (/Ironie) und bekommt eine total knifflige Frage gestellt ("Mögen Sie die USA?"; "Sie studieren drüben? Was studieren Sie denn hier? Wie passt beides zusammen?"; "Was machen Sie denn bei Ihrer Praktikumsfirma?") deren korrekte Beantwortung verhindert, dass man als Terrorist eingestuft wird oder als böser Mensch, der das amerikanische Sozialsystem nur ausnutzen will.

Danach hat man dann fast das Visum. Fast, weil es mit der Post kommt.

Land der großen Ströme

Dank des Stromnetzes in den USA muss ich mir meine Zähne drüben manuell putzen und kann mir die Haare nicht schneiden. Drüben ists halt genau wie hier - nur ein wenig anders. Wenigstens verträgt mein Laptop 110 Volt...

Montag, 7. Juli 2008

Format beweisen

Die USA sind anders... und das stellt man schon hier fest: Wer sich beruflich für die USA interessiert und deshalb Post von da bekommt (Formulare...) wird feststellen, dass die Papiergröße drüben falsch ist. Und man kann den deutschen meinen Ordnungssinn nicht befriedigen wenn die Blätter nicht sauber gestapelt werden können!
Böse Kolonisten. Böse!

Mittwoch, 2. Juli 2008

blauer Passierschein A38

Er ist da. Und er ist wertvoll. Er ist kann nicht zurückgenommen werden.
Aber er ist auch nur ein schnödes Stückchen Papier... Hässlich, inhaltlich wenig erhellend und kein bißchen edel...
Aber er ist wohl so ziemlich das Wichtigste was man für ein non-immigrant-visa braucht: der blaue Passierschein A38 (oder wie DIE ihn nennen: DS-2019).
Dieses Formular kostet ab 500,00 EUR aufwärts, ist die Basis für das Visum und wird nur per Einschreiben verschickt... da hätte man wenigstens eine 'Aura' erwartet...

Gleichzeitig hat man mir den Vertrag geschickt. Ein Bollwerk deutscher Standard-Praktikantenverträge... Ordentlich gegliedert, unter Berücksichtigung jeglicher Unwägbarkeiten und zweifach unterschrieben. Zum Vertrag gehörte auch ein Schreiben, das mir Übergepäck erlaubt. In deutsch und englisch... man denkt an alles... (und das wo die Fracht-Auslastung nehzu NIE bei 100% liegt).

Jetzt brauch ich nur noch ne Wohnung... Noch 24 Tage.