Donnerstag, 17. Juli 2008

Klassenfahrt zur Botschaft

Die Abteilung der US-Botschaft die sich mit Visa-Fragen beschäftigt, liegt am malerischen Arsch von Berlin (dicht hinter der freien Uni, riesige philologische Fakultät mit lauter alten Studenten) in der Clay-Allee (Clay war Sektorkommandant und gab den Befehl zur Gründung der Bundesrepublik). Gesichert von allerlei Polizei, privatem Wachschutz und den üblichen Marines ist man sehr um das Wohl aller besorgt. Insbesondere die Gefahren des Elektro-Smogs werden ernst genommen: Handys, MP3-Player oder sonstige Gerätschaften dürfen nicht mit rein. Auch möchte man den Rücken schonen und fordert deshalb: "Taschen müssen draußen bleiben." Stress und Gedränge sind ebenfalls nicht gut, weshalb nur in fünfer-Gruppen die erste Schleuse passiert werden darf. Passieren heisst sich aller metallischen Dinge zu entledigen inkl. Gürtel. Aber wer nackt auf fremdem Boden steht braucht sich nicht zu fürchten, denn auch an die Gefahren des Sonnenbrands wurde gedacht und richtig dicke Scheiben benutzt. Kein böser UV-Strahl dringt hindurch.

Vielen Dank, USA.

Wie im richtigen Leben heissts auch bei der Botschaft: Wenn man erstmal drin ist, kann der angenehme Teil beginnen. 50 junge Menschen im Alter von 16 bis 25 warten mit VIELEN Formularen vor unzähligen Schaltern auf Bearbeitung. Eine Stimmung wie bei der Bettwäscheausgabe bei der Klassenfahrt und Gespräche á la "Wann gehts bei dir los und wo fliegste für wie lange hin?" überall und entspanntes warten im unklimatisierten Raum (wegen der Gefahr der Erkältung. Sicher ist sicher).

Wer seine Papiere nicht vollständig hat oder in der falschen Reihenfolge präsentiert hat ein Problem. Die Dame an Schalter 1 ist zwar hilfsbereit aber vermutlich frisst sie gegen Ende ihrer Schicht so manchen Antragssteller. Erschütternd, wie viele es nicht hinbekommen in einer halben Stunde Wartezeit 5 Dokumente richtig zu ordnen (geschweige denn sie vorher anständig zuhause auszufüllen). Nix mit dem Klischee des ordentlichen Deutschen...

Schalter 2 ist einfach: Papiere und Pass abgeben, sich das erste mal anschauen, dass jemand die Formulare auch wirklich liest und nach einer Minute mit einem Zettel und einer Nummer erneut wartend Platz nehmen.
Schalter 3 ist noch einfacher: Fingerabdrücke nehmen. Alle zehn.

Und nun das große Finale. Schalter 4: Das persönliche Visums-Gespräch! Man wird innerhalb von anderthalb Minuten intensiv durchleuchtet (/Ironie) und bekommt eine total knifflige Frage gestellt ("Mögen Sie die USA?"; "Sie studieren drüben? Was studieren Sie denn hier? Wie passt beides zusammen?"; "Was machen Sie denn bei Ihrer Praktikumsfirma?") deren korrekte Beantwortung verhindert, dass man als Terrorist eingestuft wird oder als böser Mensch, der das amerikanische Sozialsystem nur ausnutzen will.

Danach hat man dann fast das Visum. Fast, weil es mit der Post kommt.

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